Mittwoch, 20. Oktober 2010

Wiederaufnahme in Sicht...

Seit Anfang Oktober treffen wir uns wieder, um die Wiederaufnahme von "Suche Arbeit, biete Leben" vorzubereiten. Vorzubereiten? Erinnern! Das ist das Stichwort. Und der Text ist da noch das Geringste. Von wo komme ich? Gehe ich nach links oder nach rechts ab? Und wo stand ich? Diese Textstelle fand ich immer schon so schwer...
Die Proben finden im Moment noch ohne die Requisiten und ohne das Bühnenbild statt. Das macht das Orientieren auch nicht gerade leichter.
Szene um Szene gehen wir durch das Stück, wiederholen, proben und holen Vergessenes wieder in Hirne und Körper zurück. Nach den ersten beiden Proben haben alle das Gefühl, dass wir uns erinnern und den Ablauf des Stücks wieder in die Köpfe bekommen werden. Dank Elena gibt es sehr exakte Mitschriften des Ablaufs und das macht es einfacher.
Die aktuelle Hartz IV-Diskussion ist immer wieder Thema und sorgt auch unter den Spielern für Diskussionsstoff.
Am 10.11.2010 von 19-21 Uhr sind wir Gäste beim "Roten Salon" des Consol Theaters zum Thema "Zukunft der Arbeit". Zwei Szenenausschnitte werden wir dort zeigen.
Es geht wieder los...

Freitag, 12. März 2010

Letzte Vorstellung der 1. Staffel

Samstag, 6.3.2010

13:05
Leicht verspätet (durch einen Stau auf der Bismarckstrasse!!!) komme ich bei einem unser Spieler an. Wir sind dort mit einem Journalist vom WDR verabredet, der über unser Projekt berichten will. Aktenordner mit Bewerbungen werden in die Kamera gehalten, Fred und Alfred erzählen, wie mühsam es ist, sich zu bewerben und auch wie schwergängig die staatliche Vermittlung dabei ist. Beide haben allerdings sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Während dem einen eine Weiterbildungsmaßnahme problemlos bewilligt wurde, bekam der andere eine nötige Computerprogrammschulung nicht. Wegen seines Alters.

15:00
Ich fahre zum Theater, bereite die Kostüme und Requisiten vor. Da am Tag vorher eine große Veranstaltung im Theater war, mussten wir alles wegpacken. Nachher wird keine Zeit dazu sein, weil ja geprobt und gefilmt werden muss...
Auf meinem Handy geht eine SMS ohne Inhalt ein. Ich rufe zurück. Eine Spielerin meldet sich. Sie hat eine Stimmbandentzündung, hofft aber, dass ihre Stimme beim Auftritt heute abend mitmacht. Sie trinkt Salbeitee und luscht Hustenbonbons.

17 Uhr
Der zweite Anruf: Stimme ist komplett weg, außerdem Übelkeit. An Theaterspielen ist da gar nicht zu denken, da hilft nur Bettruhe. Ich wünsche von Herzen gute Besserung und gleichzeitig rattert es im Kopf, was das für die kommenden Vorstellung bedeutet. Der alte Theaterspruch "Der Lappen muss hoch" schwirrt in meinem Kopf. Der ist da seit meiner Assistentenzeit eingebrannt.
Barbara und ich gehen die Szenen durch und entscheiden uns fürs Streichen.

17:45 Uhr
Die ersten Spieler kommen, ziehen sich um und wir starten direkt mit den Proben von einzelnen Szenen. Der WDR filmt. Dazwischen noch Soundcheck. Alles wird doch ziemlich knapp. Brötchen abholen, Schminken, Aufwärmen, dazwischen kurze Interviews - das alles im Schnelldurchlauf heute.

19:45 Uhr
Einlass.

Um 22 Uhr ist eine sehr schöne, lebendige Vorstellung zu Ende und gemeinsam mit dem Publikum wird diskutiert. Auch kontrovers.

Ab 22:30 Uhr sitzen wir alle am langen Tisch in der Kellerbar und freuen uns über das gelungene Projekt. Und auf die nächsten Vorstellungen im November 2010!

P.S. Unter http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/03/09/lokalzeot-duisburg-hartz-iv-buehne.xml kann man sich den entstandenen Beitrag ansehen.

Mittwoch, 3. März 2010

Schon die vorletzte Vorstellung...

Sonntag, 28.2.2010

16:00
Sturmtief "Xynthia" hat auf dem Vorplatz das Dach der Freilichtbühne runtergefetzt. Man muss sich mühsam durch den Regen kämpfen. Mal sehen, ob die angemeldeten 140 Zuschauer kommen? Und alle Spielerinnen und Spieler?

16:30
Per Sms kriege ich Bescheid, dass zwei Spieler später, aber noch rechtzeitig kommen werden.
In den Vorbereitungen sind wir inszwischen alle miteinander richtig routiniert.
Eine Szene, die bei der letzten Vorstellung unsicher war, möchte ich noch vorher proben.

17:45
Alle sind auf ihren Anfangspositionen. Alle sind da. Und das Publikum auch. Durch den Sturm.

18:30
Während der Vorstellung hört man den Wind stürmen. Vielleicht ist es auch die Consol Fahne, die heftig flattert? Aber das hat irgendwie auch was.

20:00
Beim Publikumsgespräch ist eine Frau aus Mannheim. Sie sagt etwas sehr Schönes: "Ich bin hier durch Zufall hingekommen. Ich würde wünschen, dass die Wände des Theaters aus Glas sind. So dass man von außen hinein sehen kann. Und sieht, was hier Wunderbares gespielt wird. Ich würde sie alle am liebsten mit nach Mannheim nehmen!"

Vierte Runde

Freitag, 26.2.2010

18:20
Ich stürme -durch Stau mit leichter Verspätung- in die Bäckerei unseres Vertrauens, um die 30 Brötchen für die Vorstellung abzuholen. Aber es gibt sie nicht. Die Chefin hat eine Backofen-Fuhre verbrennen lassen und jetzt sind keine da. Tja, auch Chefs sind nur Menschen. Jetzt gibt es nur noch Mohnbrötchen und Zwiebelstangen. Also her damit!

18:30
Mit Diana schmiere ich Brötchen und warte auf das Eintreffen der anderen. Denn: die Technik hat den Filmbeitrag von Sat 1 schon auf unsere Bühnenleinwand geworfen, damit wir ihn uns gemeinsam angucken können.
Unter folgendem Link findet man ihn im Internet:
http://www.sat1nrw.de/Archiv/Hartz-IV-Theaterstueck/441d1550/
Wir witzeln, dass man ja immer um 5 Kilo dicker aussieht im Film und gucken uns gemeinsam den Beitrag an.

19:00
Gisela und Chrissi werden vom Ton verkabelt.

19:20
Ein entspannendes Warm-Up stimmt alle auf die Aufführung ein. Ich könnte im Stehen einschlafen. Sven ist da, um die Aufführung zu filmen.

20:00
Vorstellung läuft. Eine gute, wie ich finde.

22:00
Im anschließenden Publikumsgespräch geht es um die Entstehung des Projekts; um die einzelnen Szenen.
"Das war eine sehr runde Sache!"
"Toll, wie authentisch da vom eigenen Leben erzählt wurde."
"Von wem stammten die Sachtexte?" "Von Jeremy Rifkin, 1994 geschrieben." "Ja,absolut aktuell. Aber viele Texte von Karl Marx sind das auch."
"Ich hätte auch noch spannend gefunden, wenn ein Kind arbeitsloser Eltern mitgespielt hätte und seine Perspektive erzählt hätte."

Dritte Vorstellung

Mittwoch, 24.2.2010

17:30
Es hat einen Wetterumschwung gegeben, es ist warm draußen. Aber der bedeutet auch irgendwie starke Müdigkeit bei allen Spielerinnen und Spieler. Teilweise kommen sie direkt von der Schule oder von der Arbeit ins Theater und heute ist das auch deutlich zu merken. Aber jetzt erstmal ankommen, umziehen und dann Konzentration auf die vor uns liegende Vorstellung.

18:20
Beim Warm-Up machen wir Übungen, die Energie und Schwung bringen.

19:00
Die Vorstellung beginnt. Auch das Publikum ist vom Wetterwechsel leicht beeinflusst. Die Reaktionen sind verhaltener als bei den beiden ersten Vorstellungen.

20:00
Alle Brötchen sind verteilt. Nochmal Schwung holen für den zweiten Teil!

21:00
Beim Applaus wird stärker geklatscht als bei den beiden vorangegangenen Vorstellungen. Klatschen und Trampeln erfreuen und erfrischen das Ensemble.
Viele jüngere Menschen sind heute bei der Vorstellung und so wird das Publikumsgespräch zum Dialog zwischen Jung und Alt:
"Warum gibt es die Szene, in der die Trümmer gezeigt werden? Es ist doch gut, dass das Dritte Reich in Schutt und Asche gelegt wurde!"
"Warum wird die Arbeit als solche nie in Frage gestellt? Es könnte doch auch eine Szene über Müßiggang geben."
"Arbeit gehört zu unserer Gesellschaft dazu. Ich finde es merkwürdig, wenn mir mein Sohn sagt, dass er nach dem Abitur erstmal ein dreiviertel Jahr nichts tun möchte. Irgendwie verstehe ich das auch, aber man muss aufpassen, dass man nicht den Anschluß verpasst."
"Ist ehrenamtliche Tätigkeit eine Perspektive?"

Donnerstag, 25. Februar 2010

Die Zweite

Sonntag, 21.2.2010

16:00 Uhr
Alle Spielerinnen und Spieler kommen nach und nach im Theater an. Nach so einer intensiven Probenzeit ist ein Tag Pause fast merkwürdig und daher begrüßen sich alle so, als hätten wir uns schon lange nicht mehr gesehen. Es wird sich darüber ausgetauscht, was das Publikum zu der Premiere gesagt hat; mit wem man sich über unser Stück unterhalten hat. Die Reaktionen sind fast ausschließlich positiv.
Danach Umziehen und Schminken. Und wieder Brötchen schmieren.

17:20 Uhr
Das Aufwärmtraining startet mit einem "Massage-Kreis": "Das könnten wir jetzt doch auch stundenlang machen... Und das Publikum miteinbeziehen". Gelächter von allen. Danach geht es mit Tanzen und Körperarbeit weiter.

17:45 Uhr
Alle sitzen auf ihren Startpositionen hinter der Bühne und das Publikum betritt den Zuschauerraum.

18:02 Uhr
Die zweite Vorstellung läuft.

19:00 Uhr
Pause. Und weil alle Zuschauer Abendbrot-Hunger haben sind die Brötchenplatten in Windeseile leer...

20:00 Uhr
Publikumsgespräch. Es wird viel über das Thema "Arbeitslosigkeit" gesprochen und einige Menschen äußern sich betroffen über einige der Szenen:
- "Ich habe keine Arbeitslose in meinem Bekanntenkreis. Jetzt haben die Schlagzeilen in den Nachrichten für mich Leben bekommen. Ich habe jetzt einen Einblick gewinnen können, wie ein Mensch sich fühlt, wenn er Hartz IV bezieht!"
- "Ich bin selbst seit einem dreiviertel Jahr arbeitslos. Aber den ganzen Tag Fernsehen ist für mich keine Perspektive!"
- "Ich hätte mir mehr Statistisches gewünscht! Die Texte von Rifkin gingen da für mich in die richtige Richtung"
- "Eine gute Mischung zwischen ernsten Szenen und lustigen!"

Montag, 22. Februar 2010

Premierenfieber

Freitag, 19.2.2010

14:00 Uhr
Als ich nach Hause komme, sind die Kostüme leider immer noch feucht... Naja, nicht alle, aber die meisten. Ich fange an zu bügeln... Das geht so leidlich, ist aber ausgesprochen mühsam.

16:00 Uhr
Ankunft im Theater. In den Garderoben drehe ich die Heizungen auf, damit die Kostüme weiter trocknen können. Zum Waschsalon suchen und einen Trockner diese Arbeit erledigen lassen, ist keine Zeit mehr. Irgendwie absurd das alles.
Susanne Lenz von der Seniorentheaterplattform hilft beim Bügeln. Außerdem bekommt das Bügeleisen Verstärkung von einem Fön. Im Film fände man so was wieder total übertrieben...
Zum ersten Mal in meinem Berufsleben habe ich noch keine Toi Toi Toi-Karten geschrieben; dafür war einfach keine Zeit. Immerhin haben wir an alle gedacht; das ist doch schon mal was.
Brötchen hat Elena besorgt, Barbara leuchtet noch nach...

19:00 Uhr
Die Kostüme sind jetzt leidlich trocken, dafür haben wir jetzt ein Strumpfhosen-Problem ("Laufmasche") und zum Glück gibts Geschäfte auf der anderen Straßenseite. Also schnell neue besorgen und Ersatzstrumpfhosen gleich mit.
In dem ganzen Wirbel fange ich an, mich auf die heutige Premiere zu freuen!

19:30 Uhr
Warm-Up

19:45 Uhr
Einlass

20:03 Uhr
Beginn der Vorstellung "Suche Arbeit - biete Leben"

Ab 22 Uhr feiern wir mit allen Spielerinnen und Spielern, mit Dr. Christian Esch vom NRW Kultursekretariat, mit Michael Gees und Andrea Kramer, mit dem Team vom Consol Theater, mit unseren Freunden, Bekannten und Verwandten die gelungene Premiere!