Samstag, 23. Januar 2010

17 Köpfe sind kreativer als ein Kopf allein: Märchenanfänge von "Arbeit"

Es ist Samstag und wir proben heute in der großen Gruppe. Gearbeitet wird an Gruppenszenen, die im Kontrast zu den Einzelszenen stehen werden. Immer wieder, so unsere Vorstellung, werden einzelne Spielerinnen und Spieler sich aus der Gruppe lösen und ihre Geschichte erzählen. Oder als Einzelne der gesamten Gruppe gegenüberstehen. Ein Textmaterial, was bei einer solchen Gruppenszene entstanden ist, sind improvisierte Märchenanfänge zum Thema "Arbeit". Die SpielerInnen saßen in in einer Reihe und hatten die Aufgabe, sich gegenseitig zu unterbrechen und dann einen neuen Märchenanfang zu improvisieren.
Hier die nicht im Projekt verwendeten "Märchen":

Es war einmal eine sehr alte Frau, die wohnte in einem Haus in einem großen Wald. Sie hatte kein Holz mehr und wollte welches im Wald holen. Sie fand keine Pilze, aber Holz. Sie sammelte alles, was sie finden konnte, einen riesigen Berg Reisig, so riesig, dass sie den kaum auf ihrem Buckel tragen konnte. Das hatte ein Förster beobachtet, ein junger starker Förster, der hilft ihr das Holz hoch zu wuchten so dass die Mutter ganz krumm und gebeugt vor ihm stand: – lieber Förster kannst du mich...

Es war einmal ein Stuhl, der fühlte sich besessen. Ging zum Exorzisten, der auch Psychologe war. Der fragte: was willst du, ich behandele sehr selten Stühle. „Ich fühle mich sehr krank“ sagte da der Stuhl. "Deine Stuhlkrankheit ist Besessenheit", sagte der Exorzist. „Wie fühlst du dich?“ „Bei Kindern gut, bei Matronen mit 160 kg schlecht, dann fühle ich mich sehr besessen!“ „Sollen wir das austreiben? „Ja, das ist eine gute Idee“. Der Exorzist holte eine Säge. Er sägte in einer langen Operation ½ Cm eines der Stuhlbeine an. Er sagte: „ Wenn jetzt schwere Leute kommen, und sich auf dich setzen wollen, bricht der ganze Stuhl zusammen und du bist nicht mehr besessen. Der Stuhl ging fröhlich im Stuhlgang nach Hause.

Es war einmal ein Rentier, das immer sprechen lernen wollte. Eines Tages beobachtete es einen kleinen Jungen, der einen Fluss überqueren wollte. Der kleine Junge balancierte bis zu den Knien auf den rutschigen Steinen im Flussbett. Dann rutschte er aus und fand keinen Halt, die Strömung riss ihn fort und er wäre sicher ertrunken, hätte das Rentier ihn nicht gerettet. Als das Rentier sich verabschiedete, sagte der kleine Junge: Zum Dank für deine Tat sollst du einmal im Jahr sprechen können und zwar an Heiligabend. Das Rentier freute sich sehr auf Heiligabend und in dem Stall, in dem es sein Winterquartier hatte konnten an diesem Heiligabend alle Tiere sprechen, die Kühe, die Schweine, aber auch die Fliegen und die Ratten in der Ecke unter dem Stroh. Das war eine lustige Gesellschaft! Die Tiere erzählten sich Geschichten und lachten und feierten. Der Tag verging natürlich viel zu schnell. Das Rentier hätte gerne mehr Tage gehabt. Er wurde älter-

Es war einmal ein Malermeister und ein Lehrling, die arbeiteten bei einem Schuhmachermeister. Lehrling erzählte ihm was von „Glyzeringelantine“ und der Schuhmacher hat das geglaubt. Der Lehrling lachte sich kaputt.

Es war einmal eine Flasche Wodka, 93%, die stand auf einem Schreibtisch. Die sollte aber eigentlich in der Schublade liegen. Aber der junge Mann, konnte arbeiten wie verrückt, weil er Wodka trank. Immer Schublade auf, ein Schlückchen und Schublade wieder zu, das war ihm zu blöd, deswegen stand die Pulle einfach auf dem Tisch. Jetzt konnten es alle Kollegen sehen. Dann musste er sich beim Chef melden. Der beschimpfte ihn direkt mit du blöde Sau! Da sagte Hans Franz, "aber Chef, bevor Sie hier schimpfen, probieren Sie mal selber, das geht super locker, ich trinke und arbeite, das ist prima". Der Chef überlegte, soll ich, soll ich nicht? Dann holte Hans Franz Zahnputzbecher und goss dem Chef ein und auch den anderen Kollegen, die hinzugekommen waren. Sie probierten und arbeiteten, dann probierten sie wieder und arbeiteten und es ging irgendwie besser, alle lachten und duzten sich, alles wurde plötzlich leichter, die Kolleginnen sagten, ich heiße übrigens Else, ich heiße Susi Rückwärts, irgendwie war das Gefühl in der Arbeit zurück gekehrt.

Es war einmal ein junger Mann aus München, der arbeitete auf dem Viktualienmarkt. Kam dann nach Gelsenkirchen. Komme mit der Ausdrucksweise nicht klar.

Semmeln sind hier Brötchen

Bündel ist ein Strauss (ist für mich ein Tier aus dem Zoo)

Labskaas ist hier Leberkäse

Zum Vermittler.

Pfund ist ½ Kilo. Er hat dann eine Anstellung im „Schmankerlstübchen“ bekommen.

Es war einmal ein kleiner Junge auf einer Farm. Er träumte davon, Schauspieler zu werden. Sein Name in Leuchtschrift. Er wurde eines Tages entdeckt.

Es war einmal eine Frau, die wollte Karriere machen.

Es war einmal eine alte Frau, die war auf Hilfe angewiesen, die konnte nicht mehr allein leben. Sie bestellte ein Umzugsunternehmen. Dann ging’s los. Sie lebte seit weit über 50 Jahren in dieser-

Es war einmal eine junge Frau, die hatte Verkäuferin gelernt. Aber nun wurde der Laden geschlossen und sie durfte im Büro anfangen. Sollte einen Text über Gardinenreinigung schreiben auf einer Kugelkopfschreibmaschine. Immer wieder Fehler kamen rein-

Es war einmal ein Mann, der hatte 40 Jahre Berufsleben hinter sich. 40 Jahre pünktlich um 6 Uhr aufstehen war sein Lebensinhalt. Dann wurde das Werk in Walsum geschlossen. Sein Lebensinhalt weg. Fing an, Orgeln zu bauen.

Es war einmal nach dem Krieg. In einer Malerwerkstatt. Da gab es Wasserflecken im Kindergarten. Aber kein Material. Ein uraltes Mittel ist Kuhscheiße. Die Kuhscheiße auf der Wiese war eingetrocknet. Also zum Bauernhof. Den Eimer unter den Kuhschwanz-

Es war einmal ein 12-jähriger Junge aus Rumänien, der in Köln lebte. Wenn dieser Junge von seiner Arbeit am Hauptbahnhof zurückkam, musste alles abgegeben werden. Wenn er zu wenig hatte, wurde er geschlagen. Er überlegte, wie er das ändern könnte. Seine Arbeit war es am Hbf Menschen zu beklauen. Aber er wollte nicht klauen und hatte deswegen immer zu wenig in der Tasche, weniger als die anderen Kinder.

Es war einmal ein Zahnarzt, sehr nett anzusehen. Er war muskulös und hatte ein gewinnendes Lächeln. Das war Fassade. Er war pervers! Er behandelte vorwiegend Frauen. Die alten Frauen so ab 50 hat er betäubt und hat den Frauen alle Zähne, ein Zahn nach dem raus gezogen. Bei jungen Mädchen hat er eine besondere Methode, wenn sie auf dem Stuhl saßen, hat er die Handgelenke angebunden, festgebunden und dann betäubt und hat dann jedem Mädchen einen Mikrochip unter die Haut gepflanzt und er konnte so die Mädchen beobachten. Und er hat sie beobachtet, unter der Dusche, bei der Selbstbefriedigung, mit ihrem Freund...
Es war einmal eine Politikerin. Das Land das sie regierte, steckte in einer großen Krise. Sie versuchte diese Krise einem Impfstoff zu bekämpfen. Die Impfung war umsonst. Nach der Impfung würden alle, die geimpft waren, wie verrückt arbeiten wollen. Das war in dem Impfstoff drin.

Es war einmal eine linke Partei, die suchte professionelle Eierwerfer. Das Arbeitsamt vermittelte 200 Menschen, die jetzt professionelle Eierwerfer werden wollten. Da waren zwar Fischwerfer dabei, aber das Werfen von Eiern ist eine ganz besondere Tätigkeit. Das musste also geübt werden, alle 200 Menschen übten gezieltes und aggressives Eierwerfen und von den Massen von Eiern, die da zerschmissen wurden, konnte man den Armen der Stadt ein ziemlich großes und leckeres Rührei machen. Also gab es eine Volksspeisung mit Rührei.

Es war einmal ein berühmter Trapezkünstler im Zirkus. Ohne Arbeit. Der Zirkus, bei dem er sich bewarb, suchte aber einen Dompteur.

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